Maßnahmen gegen den Burnout auf organisationsbezogener Ebene
Zur Therapie des Burnout-Syndroms gehören organisationsbezogene Maßnahmen. An dieser Stelle sollen einige Veränderungsmöglichkeiten innerhalb der Organisation aufgeführt werden. Überschneidungen mit den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten sind an dieser Stelle unvermeidbar, da institutionelle Veränderungen nicht selten mit eigenem Handeln in Verbindung stehen.
Begrenzung von Fallzahlen und Zeitdruck – Mittel gegen den Burnout
Belastungen durch einen zu großen Zeitdruck und hohe Fallzahlen können vermindert oder sogar vermieden werden, indem man beispielsweise Schichten verkürzt, längere Arbeitspausen einplant, Sonderurlaub genehmigt, Teilzeitstellen einführt oder auch langfristig den Wechsel von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz, einen Stellenaustausch auf gleicher Ebene oder vorzeitige Pensionierungen organisiert. Durch solche Maßnahmen sind wichtig in der Therapie gegen das Burnout-Syndrom kann sich die Arbeit als abwechslungsreicher, interessanter und anregender erweisen, dadurch individuellen Stress verringern und die Arbeitseinstellung zum Positiven verändern (Quelle: Pines und Kollegen, 1983, Seite 131 ff.).
Organisationsbezogene Maßnahmen sind im Gesamtkonzept der Therapie des Burnout in jedem Falle wichtig und notwendig. Das trifft nicht nur für Berufstätige zu, sondern auch für Menschen, die im Rahmen einer ehrenamtlichen Tätigkeit ausgebrannt sind. Weitere Hilfemöglichkeiten in dieser Hinsicht wären, dass die MitarbeiterInnen Arbeitsaufgaben untereinander tauschen oder abgeben können, eine Mischung der Aufgaben mit Routinetätigkeiten.
Erhöhung der Autonomie durch eine Erweiterung des Handlungs- und Entscheidungsspielraums als therapeutisches Maßnahme gegen den Burnout
Um mehr Autonomie zu erreichen, ist es notwendig, die Strukturen innerhalb der Organisation flexibler zu gestalten. Um diese Flexibilität zu erreichen, müssen die individuellen Unterschiede zwischen den Mitarbeitern berücksichtigt werden (…), (denn) wenn die Mitarbeiter die Möglichkeit haben, ihre Aufgaben selbst zu wählen, gehen Ausbrennen und Überdruss zurück, die Organisation wird funktionstüchtiger und die Qualität der gebotenen Versorgung besser. (Quelle: Pines und Kollegen, 1983, Seite 133)
Maßnahmen in dieser Hinsicht wären eine eigenständige Planung und Ausführung der übertragenen Arbeitsaufgaben durch die Mitarbeiter sowie eine Mitgestaltung derer an den jeweiligen Arbeitsbedingungen. Autonomie bedeutet die Befreiung von:
den bürokratischen Strukturen des öffentlichen Dienstes: „Es geht eben alles seinen langen Gang.“
der Notwendigkeit, alle Handlungsschritte in Aktennotizen festzuhalten, um sich selber zu schützen dem Schicksal, niemand zu sein, der zählt
politischen Querelen zwischen konkurrierenden Fraktionen innerhalb des öffentlichen Dienstes dem Urteil von nichtprofessionellen Beamten, die dem eigenen professionellen Urteil widersprechen Rollenkonflikte unterschiedlicher Gruppen
Konflikten zwischen der Leitung und den Mitarbeitern
(Quelle: Cherniss, 1999, Seite 157)
Diese Maßnahmen sind wichtig für den Arbeitsplatz und auch die ehrenamtliche Tätigkeit.
Gestaltung der Arbeitsumgebung für Burnout-Patienten
Die Arbeitsräume und der Arbeitsplatz sollten nicht nur bei Burnout-Patienten den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben so weit wie möglich entsprechen und so persönlich wie möglich gestaltet werden können. Die Organisation kann außerdem mit Hilfe einer wohldurchdachten Innenarchitektur ungestörte Arbeitsplätze schaffen, Lärm verringern und durch eine indirekte Beleuchtung, Zimmerpflanzen und angenehme Farben eine bessere Arbeitsatmosphäre schaffen.
Schaffung von Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten – Hilfe gegen Burnout
Das Angebot an beruflicher Fort- und Weiterbildung erhöht sich seit den 70er Jahren stetig. Durch die Schaffung solcher Angebote können die MitarbeiterInnen mehr Selbstsicherheit und berufliche Handlungskompetenz erlangen, ihre Problemwahrnehmung verbessern und Arbeitsschwerpunkte neu akzentuieren und neue Perspektiven entwickeln. Im Bezug auf Fort- und Weiterbildungen wurde 1976 von der Bundesregierung das Recht auf Bildungsfreiheit verabschiedet, welches dennoch in vielen Einrichtungen nicht in Anspruch genommen wird. Durch einen solchen Bildungsurlaub kann einerseits einmal Abstand von der alltäglichen Routine und dem Arbeitsstress genommen werden, sowie verbrauchte Kräfte regeneriert werden und zum anderen der geistige Horizont erweitert und Gemeinschaft mit anderen KursteilnehmerInnen erlebt werden. Weitere Informationen zum Bildungsurlaub gibt es unter anderem bei den Betriebsräten, MAVen und Gewerkschaften.
Supervision – Hilfe gegen Burnout
Eine regelmäßige, berufsbegleitende Supervision kann zur Reflexion der psychosozialen Arbeit von fundamentaler Bedeutung sein. Supervisor und Supervisand klären die eigenen Anteile des Supervisanden, identifizieren Fehler und Missgriffe der Arbeit, erarbeiten in dem geschützten Raum des vertraulichen Gesprächs gemeinsame Hypothesen zum Fall, suchen ein vertieftes Verständnis seiner besonderen Problematik und planen Handlungsalternativen für vergleichbare zukünftige Arbeitssituationen. (Quelle: Fengler, 1998, Seite 228)
Supervision ist in den verschiedensten Arbeitsfeldern zu einem zentralen Bestandteil der Arbeit geworden, indem sie eine systematische Reflexion des beruflichen Handelns ermöglicht und die Teilnehmer befähigt, persönliche Reaktionsweisen, objektive Erkenntnisse, aktuelle Arbeitssituationen und subjektive Erfahrungen in die Berufsausübung zu integrieren“ (Quelle: Enzmann und Kleiber, 1989, S. 187).
Trotz einem Mangel sowohl an konzeptueller, als auch theoretischer und wissenschaftlicher Begründbarkeit dessen, was unter Supervision zu verstehen ist, wird es gerade in Berufsgruppen des psychosozialen Bereiches „zwischenzeitlich als wichtige Hilfe, Entlastungsmöglichkeit und als gewünschtes (Selbst-)Kontrollinstrument nicht nur akzeptiert, sondern eingefordert (Quelle: Enzmann und Kleiber, 1989, Seite 187)
Hilfreiche Literatur zum Thema Supervision:
Supervision. Grundlagen, Techniken, Perspektiven von Nando Belardi
Links zum Thema Supervision:
Informationen zur Supervision und geeignete Supervisoren unter:
www.dgsv.de
Trainern und Coaches unter
www.trainer.de