Herbert J. Freudenberger hat den Begriff Burnout geprägt. Er hat den Begriff erstmalig in einer Publikation verwendet. Bei den Ausarbeitungen von Freudenberger zu den Entstehungsbedingungen eines Burnout bezieht er sich insbesondere auf seine eigene Lebensgeschichte, auf Beobachtungen bei sich selbst und bei ehrenamtlichen Mitarbeitern alternativer Selbsthilfe- und Kriseninterventionseinrichtungen. Das Burnout-Syndrom ist bei helfenden Berufen und Menschen, die sich ehrenamtlich helfend engagieren häufig. In seinem Artikel von 1974 für das die Zeitschrift Journal of Social Issues erwähnt Freudenberger drei Gefährdungspotentiale für Burnout:
- Diejenigen, die zu viel arbeiten, vergessen zu oft den Unterschied zwischen einem „reifen“ (mature commitment and involvment) und einem solchen Engagement, das Zeichen eines persönlichen Bedürfnisses ist, akzeptiert und gemocht zu werden.
- Ein weiteres Gefährdungspotential liegt in den Personen, die Hilfe brauchen. Deren Bedürfnisse sind oft exzessiv und die Erwartungen an andere unrealistisch.
- Gefährdend sind traurige Gefühle, aber auch Langeweile oder Monotonie in der Tätigkeit, beispielsweise wenn immer wieder ähnliche Probleme von den Hilfesuchenden benannt werden, die nicht mehr zu neuen (geistigen) Anstrengungen herausfordern, weil es für sie schon ein ausgearbeitetes System von Antworten gibt. (Quelle: Freudenberger, 1974, aufgearbeitet in Rook, 1998, Seite 20)
Ursachen des Ausbrennens: Burnout nach Freudenberger
Als Ursache für den Prozess des Ausbrennens (burn-out) benennt Freudenberger somit primär das Überengagement von Helfern in der psychosozialen Versorgung, erweitert seine Aussagen jedoch in Folgearbeiten (Freudenberger und Richelson, 1980), worin er als zusätzliche Ursache eine unangemessene Belohnungserwartung beziehungsweise erfolgte Belohnungen anfügt. Die Autoren beschreiben den „Ausbrenner“ (Burnout-Patienten) als einen Mensch im Zustand der Ermüdung, der Frustration; sie wird hervorgerufen, wenn sich der Betroffene auf einen Fall, eine Lebensweise oder eine Beziehung einlässt, die den erwarteten Lohn nicht bringt (denn) wann immer bei einem Menschen die Höhe seiner Erwartungen drastisch der Wirklichkeit entgegensteht, dieser Mensch aber weiterhin darauf besteht, diese Erwartungen zu erfüllen, ist Gefahr im Verzug. (Quelle: Freudenberger und Richelson, 1980, Seite 34)
Als eine weitere wesentliche Ursache von Burnout beschreibt Freudenberger den rapiden gesellschaftlichen Wandel unter anderem aus der Auflösung alter Zwänge und Tabus, dem zunehmendem Hedonismus, der wachsenden Trennung zwischen Arbeit und Beruf sowie dem Verlust von verwandtschaftlichen und nachbarlichen Bindungen (Quelle: Freudenberger und Richelson, 1980, Seite 23 ff.), was zu einem „Klima der Verunsicherung (führt), in dem sich das Phänomen des Ausbrennens so gut entwickeln kann. (Quelle: Freudenberger und Richelson, 1980, Seite 25).
Als Ursache von Burnout sieht Freudenberger somit den Versuch einer Person, unrealistische Erwartungen (ob selbst gesetzt oder vom Wertesystem der Gesellschaft aufgezwungen) mit allen verfügbaren Kräften zu verwirklichen.
Burnout-Prozess nach Freudenberger: 2-Phasen-Modell
Freudenberger beschreibt den Burnout-Prozess anhand eines 2 – Phasen – Modells. In der ersten Phase, dem empfindenden Stadium des Ausbrennens (burn-out), das häufig mit einer chronischen Müdigkeit beginnt, finden Kompensationsversuche zur Reduktion von Erschöpfung und Langeweile, durch beispielsweise Zynismus und Gleichgültigkeit statt. Das zweite, so genannte empfindungslose Stadium des Ausbrennens kennzeichnet der Autor durch eine Reihe weiterer Symptome, wie Ungeduld, erhöhte Reizbarkeit, psychosomatische Beschwerden und Depressionen. Als eigentliche Gefahr beim Ausbrennen (burn-out) sieht Freudenberger die Empfindungslosigkeit, die Weigerung zuzugeben, dass irgend etwas nicht in Ordnung ist. Sobald nämlich diese Verdrängung einsetzt, werden die Symptome eines Menschen zu seinen Feinden statt zu Verbündeten. Sie vermögen ihm nicht mehr länger zu helfen, da ihnen ja, wie stark sie sich auch immer bemerkbar machen, niemand zuhört. Die Verdrängung kündigt das zweite Stadium des Ausbrennens an, so wie die Erschöpfung das erste. (Quelle: Freudenberger und Richelson, 1980, Seite 88)