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Burnout-Erklärungsansatz nach Burisch




Erklärungsansatz für das Burnout-Syndrom nach Burisch
Der Burnout-Experte Burisch (1994) versucht auf Grund der Heterogenität der verschiedenen Ansätze, diese in ein eigenes Konzept zu integrieren. Er sieht Burnout in Gang gesetzt durch Autonomieeinbußen in gestörten Auseinandersetzungen des Individuums mit seiner Umwelt, genauer: durch die innere Repräsentation solcher Interaktionen als gestörter und das Scheitern bei ihrer Bewältigung. (Quelle: Burisch, 1994, Seite 117)

Gestörte Handlungsepisoden
Um diese Autonomieeinbußen als Folge gestörter Handlungsepisoden näher zu erläutern, entwickelte Burisch ein Modell für eine ungestörte sowie eines für eine gestörte Handlungsepisode. Bei der ungestörten Handlungsepisode beschreibt der Autor eine anfängliche Zielbildung sowie Handlungsplanung. Während dieser ersten Handlungsentwürfe bilden sich bewusst oder unbewusst verschiedenartige Erwartungen in Bezug auf das Niveau des Zieles, auf den erforderlichen Energie- und Zeitaufwand, auf die Erfolgswahrscheinlichkeiten, auf Chancen und Risiken verschiedener Nebenwirkungen, auf die Instrumentalität des angepeilten Zieles, also auf die Wahrscheinlichkeit, dass die Zielerreichung Belohnungen nach sich ziehen wird (und) in Bezug auf die emotionalen Konsequenzen. (Quelle: Burisch, 1994, Seite 129)

Wenn die Handlung ausgeführt wird und das Ziel erfolgreich und planmäßig erreicht wurde, kann man befriedigt zurückblicken und ist motiviert für eine Handlungswiederholung. Der Kerngedanke bei gestörten Handlungsepisoden ist laut Burisch, dass das angestrebte Ziel nur durch zusätzlichen Aufwand (Zielerschwerung) oder gar nicht erreicht werden kann (Zielvereitelung), dass die Zielerreichung nicht mit der erwarteten Belohnung verbunden ist beziehungsweise die Belohnung ganz ausbleibt oder negative Nebenwirkungen auftreten, welche die eigentlich positive Wirkung der Zielerreichung kompensieren. Solche Misserfolge beziehungsweise Störungen des Handlungsprozesses können je nach Verarbeitung zu Burnout führen.

Stress-Theorie nach Lazarusbei Burisch
Da Burisch sich bei seinem Modell stark an der Stresstheorie von Lazarus orientiert, steht auch bei ihm die individuelle Handlungsregulation im Vordergrund. Dies bedeutet, dass bei einer Beeinträchtigung der Handlungsausführung durch Hindernisse Stress auftritt, welcher entweder als Bedrohung oder als Herausforderung bewertet wird und den die jeweilige Person zu bewältigen versucht. Bleibt das Ergebnis der Handlung unbefriedigend, tritt unmittelbar ein Autonomieverlust ein, welcher zu einem sekundären emotions- und/oder problemorientiertem Bewältigungsversuch führt. Dieser Bewältigungsversuch kann einerseits erfolgreich sein, was zu einer Rückkehr in den Ruhezustand führt, er kann aber auch erfolglos bleiben, wodurch Stress zweiter Ordnung auftritt, welcher wiederum Burnout zur Folge haben kann. (Quelle: Burisch, 1994, Seite 119 ff.)

Zusatzinformation Stress
Das Wort Stress hat verschiedene Wortstämme: Das englische Wort Stress steht für Druck oder Anspannung. Das Lateinische Wort stringere heißt soviel wie anspannen. Mit dem Begriff Stress ist in der Medizin und der Psychologie der spezifische äußere Reiz (Reize = Stressoren) gemeint, der psychische und physiologische Reaktionen hervorruft, die zur Bewältigung besonderer Anforderungen an Körper und Geist befähigen. Außerdem meint Stress die dadurch entstehende körperliche und geistige Belastung selbst. Der Mediziner Hans Selve hat im Jahr 1936 den Begriff Stress aus der Physik entlehnt.

Stress kann gefährlich sein
Stress wirkt sich auf die Psyche des Menschen und auch den Körper – die Befindlichkeit – aus. Stress kann zu leichten oder auch schweren Krankheiten führen. Das ist insbesondere auf die Stress-Hormone zurückzuführen. Die Stresshormone wirken dabei direkt und indirekt negativ auf den Organismus. Stress führt beispielsweise zu Übergewicht. Zu den Stress-Hormonen gehören Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol (Cortison). Stress ist ein Risikofaktor für die Entstehung von Krankheiten (muskuläre Verspannungen, Rückenschmerzen, Migräne und auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen). Um das Ausmaß der Stress-Belastung herauszufinden, nutzen Therapeuten häufig einen Stresstest.

Zusatzinformation Stresstest
Der Stresstest dient der Analyse der Stressgefährdung. In der Psychologie wird der Begriff Stresstest als Kurzform für Stressbelastungstest verwendet. Mit einem Stresstest erfasst der Psychologe, Pädagoge oder Psychiater das Ausmaß der Gefährdung durch psychischen Stress anhand eines Test (Stresstest).

Der Burnout-Experte Burisch unternahm eine Auflistung und Einteilung der Symptome des Burnout in sieben Kategorien, die einen gewissen Prozesscharakter annehmen:

1. Warnsymptome in der Anfangsphase
a). Vermehrtes Engagement für Ziele

  • Hyperaktivität
  • freiwillige unbezahlte Mehrarbeit
  • Gefühl der Unentbehrlichkeit
  • Gefühl, nie Zeit zu haben
  • Verleugnung eigener Bedürfnisse
  • Verdrängung von Misserfolgen und Enttäuschungen
  • Beschränkung sozialer Kontakte auf Klienten
b). Erschöpfung

  • chronische Müdigkeit
  • Energiemangel
  • Unausgeschlafenheit
  • erhöhte Unfallgefahr
2. Reduziertes Engagement
a). für die Klienten, Patienten etc.

  • Desillusionierung
  • Verlust positiver Gefühle gegenüber den Klienten
  • Größere Distanz zu Klienten
  • Meidung von Kontakt mit Klienten und/ oder Kollegen
  • Aufmerksamkeitsstörung in der Interaktion mit Klienten
  • Verschiebung des Schwergewichts von Hilfe auf Beaufsichtigung
  • Schuldzuweisung für Probleme an Klienten
  • Höhere Akzeptanz von Kontrollmitteln wie Strafen oder Tranquilizern
  • Stereotypisierung von Klienten, Kunden, Schülern etc.
  • Betonung von Fachjargon
  • Dehumanisierung

c). für die Arbeit

  • Desillusionierung
  • Negative Einstellung zur Arbeit
  • Widerwillen und Überdruss
  • Widerstand täglich zur Arbeit zu gehen
  • Ständiges auf-die-Uhr-sehen
  • Fluchtphantasien
  • Tagträume
  • Überziehen von Arbeitspausen
  • Verspäteter Arbeitsbeginn
  • Vorverlegter Arbeitsschluss
  • Fehlzeiten
  • Verlagerung des Schwergewichts auf die Freizeit, aufblühen am Wochenende
  • Höheres Gewicht materieller Bedingungen für die Arbeitszufriedenheit
b). für andere allgemein

  • Unfähigkeit zu geben
  • Kälte
  • Verlust der Empathie
  • Unfähigkeit zur Transposition
  • Verständnislosigkeit
  • Schwierigkeiten anderen zuzuhören
  • Zynismus

d). erhöhte Ansprüche

  • Verlust von Idealismus
  • Konzentration auf die eigenen Ansprüche
  • Gefühl mangelnder Anerkennung
  • Gefühl ausgebeutet zu werden
  • Eifersucht
  • Partnerprobleme
  • Konflikte mit den eigenen Kindern
3. emotionale Reaktionen; Schuldzuweisungen
a). Depression· Schuldzuweisung

  • Reduzierte Selbstachtung
  • Insuffizienzgefühle
  • Gedankenverlorenheit
  • Selbstmitleid
  • Humorlosigkeit
  • Unbestimmte Angst und Nervosität
  • Abrupte Stimmungsschwankungen
  • Verringerte emotionale Belastbarkeit
  • Bitterkeit
  • Abstumpfung, Gefühl von Angestorbensein und Leere
  • Schwächegefühl
  • Neigung zum Weinen
  • Ruhelosigkeit
  • Gefühl des Festgefahrenseins
  • Hilflosigkeits-, Ohnmachtsgefühle
  • Pessimismus/ Fatalismus
  • Apathie
  • Selbstmordgedanken
b). Aggression

  • Schuldzuweisung an Andere oder das „System“
  • Vorwürfe an Andere
  • Verleugnung der Eigenbeteiligung
  • Ungeduld
  • Launenhaftigkeit
  • Intoleranz
  • Kompromissunfähigkeit
  • Nörgeleien
  • Negativismus
  • Reizbarkeit
  • Ärger und Ressentiments
  • Defensive/ paranoide Einstellungen
  • Misstrauen
  • Häufige Konflikte mit Anderen
4. Abbau
a). der kognitiven Leistungsfähigkeit

  • Konzentrations- und Gedächtnisschwäche
  • Unfähigkeit zu komplexen Aufgaben
  • Ungenauigkeit
  • Desorganisation
  • Entscheidungsunfähigkeit
  • Unfähigkeit zu klaren Anweisungen

c). der Kreativität

  • Verringerte Phantasie
  • Verringerte Flexibilität
b). der Motivation

  • Verringerte Initiative
  • Verringerte Produktivität
  • Dienst nach Vorschrift

d). Entdifferenzierung

  • Rigides Schwarz-Weißdenken
  • Widerstand gegen Veränderungen aller Art
5. Verflachung
a). des emotionalen Lebens

  • Verflachung gefühlsmäßiger Reaktionen
  • Gleichgültigkeit

c). des eigenen Lebens

  • Aufgeben von Hobbies
  • Desinteresse
  • Langeweile
b). des sozialen Lebens

  • Weniger persönliche Anteilnahme an anderen oder exzessive Bindung an Einzelne
  • Verringerte Produktivität
  • Meidung informeller Kontakte
  • Suche nach interessanten Kontakten
  • Meidung von Gesprächen über die eigene Arbeit
  • Eigenbröteleien
  • Mit sich selbst beschäftigt sein
  • Einsamkeit
6. psychosomatische Reaktionen
  • Schwächung der Immunreaktion
  • Unfähigkeit zur Entspannung in der Freizeit
  • Schlafstörungen
  • Alpträume
  • Sexuelle Probleme
  • Gerötetes Gesicht
  • Herzklopfen
  • Engegefühl in der Brust
  • Atembeschwerden
  • Beschleunigter Puls
  • Erhöhter Blutdruck
  • Muskelverspannungen
  • Rückenschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Nervöse Ticks
  • Verdauungsstörungen
  • Übelkeit
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Gewichtsveränderungen
  • Veränderte Essgewohnheiten
  • Mehr Alkohol/ Kaffee/ Tabak/ andere Drogen
7. Verzweiflung
  • Negative Einstellung zum Leben
  • Hoffnungslosigkeit
  • Gefühl der Sinnlosigkeit
  • Selbstmordabsichten
  • Existenzielle Verzweiflung

Auflistung und Einteilung der Burnout-Symptome in sieben Kategorien (Quelle: Burisch, 1990, Seite 11 bis 16)

Einfach total ausgebrannt: Burnout, Burn-Out oder das Burnout-Syndrom
Das Thema Burnout gewinnt in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung. Das Burnout-Syndrom ist eine Volkskrankheit. Es wird oft von Depressionen begleitet und ist oft auch stressbedingt. Burnout hat nicht nur eine Vielzahl von Bezeichnungen und Schreibweisen (häufig sind Burnout, Burn-Out oder Burnout-Syndrom), sondern es kann auch alle Menschen treffen. Ein Burnout-Syndrom kann eben nicht nur gestresste Manager treffen, sondern praktisch alle Bevölkerungsgruppe – vom Burn-Out sind Schüler, Mütter, Angestellt, Rentner, Sportler, Arbeitslose und Forscher betroffen. Krankheitsfälle (Burn-Out) sind in allen sozialen Gruppen und Schichten bekannt. Das Wort Burnout stammt aus dem englischen und lässt sich leicht übersetzen: burn out steht für ausbrennen. Wenn also ein Mensch unter dem Burnout-Syndrom leidet, ist er ausgebrannt.

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Autor: Christian Angele


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